Im Gespräch



Klimawandel - Warum das jeden Einzelnen direkt und jetzt angeht!

  • Klimawandel - Warum das jeden Einzelnen direkt und jetzt angeht! 1

     

DI Dieter Herz ist Geschäftsführer der Herz & Lang GmbH. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit sämtlichen Themen rund um energieeffizientes Bauen und kann zurecht als echter Experte bezeichnet werden. Als zertifizierter Passivhausplaner, Energieeffizienzberater, DEN A-Experte und Obmann des Netzwerkes Passivhaus Österreich, Vorstandsmitglied des Holzforums Allgäu und des Regionalen Energieforums Isny hat er neben seiner fachlichen Kompetenz auch viel Erfahrung in der Arbeit und Effektivität von Netzwerken im Allgemeinen und rund um das Thema Nachhaltigkeit.

Es gibt momentan nur diesen Planeten den wir bewohnen können und es ist auf Generationen hinaus nicht absehbar, dass sich daran grundlegend etwas ändert. Es ist jedoch absehbar dass innerhalb dieser Generation eine grundlegende Veränderung des Klimas eintreten wird, die im Wesentlichen vom Menschen durch das massive Freisetzen fossiler Energie und den damit entstehenden Gasen verursacht wurde und wird. Die Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten werden schneller kommen als in den „Worst Case“ Szenarien bisher angenommen wurde, weil allgemein angenommen wurde, dass der weltweite Energieverbrauch, durch die wissenschaftlich fundierten Informationen und das weltweit wachsende Bewusstsein, hinter die Bezugswerte von 1990 zurückgehen würde. Das war in der Summe weder in den alten Industrieländern, noch in den Schwellenländern und auch nicht in den Entwicklungsländern der Fall. Die Weltbevölkerung und auch der Wunsch nach höheren Lebensstandards wächst stetig. Der Energieverbrauch stieg in den letzten Jahrzehnten überproportional an und war im Wesentlichen auf Kohle, Öl und Gas aufgebaut, alles Energieträger die in Millionen Jahren aus fossiler Biomasse und Lebewesen geformt wurden und durch deren Lagerung in der Erde, maßgeblich für ein Klima gesorgt haben, das die Erde lebensfreundlich gemacht hat. Seit der Industrialisierung haben wir es innerhalb eines Jahrhunderts geschafft, den seit Jahrtausenden normalen CO2-Pegel von 230 +/- 50 ppm auf aktuell 400 ppm und weiter steigend zu bringen. Gleiches gilt für die Temperaturen, die über 10.000 Jahre um  +/- 1 Grad pendelten, um aktuell  1 Grad mit stark steigender  Tendenz anzuheben. Resultat dieser Entwicklung sind die Zunahme der Schäden durch Extremwetter (Sturm, Regen, Schnee, Muren, Seegang), aber auch durch die Veränderungen von Meeres- und Luftströmungen (Golfstrom, El Nino, Jetstream) und der Anstieg der Meeresspiegel durch das schmelzende Eis der Gletscher und Pole. Der Wasserhaushalt in den Regionen, dazu gehört auch der Alpenraum,  verändert sich und Wüstenregionen werden weltweit größer. Wenn das Grönlandeis schmilzt bedeutet das eine Hebung des Meeresspiegels um ca. 7 m, wenn das Eis der Antarktis und der Gletscher schmilzt bedeutet das ca. 70 m ! Letztlich führen die Veränderungen zu Katastrophen mit vielen Toten, massiven wirtschaftlichen Schäden und in der Konsequenz zu Völkerwanderungen in einer Größenordnung, die weitaus größer sein werden, als die aktuell diskutierten Flüchtlingsprobleme.

Was geht das Ganze uns an in Deutschland bzw. in Mitteleuropa? Antwort: Global denken, lokal handeln!

Vom Osten und Afrika aus gesehen ist Europa das Tor zu Wohlstand und Lebensqualität, weil Europa reich und relativ leicht erreichbar ist. Wenn wir das beeinflussen wollen, hilft es nicht Mauern zu bauen, sondern dafür zu sorgen, dass die Welt dort lebenswert bleibt, wo diese Menschen zuhause sind. Der Reichtum der Industrieländer baut auf fossiler Energie und der Ausbeutung der Entwicklungs- und Schwellenländer auf. Es ist daher unsere Aufgabe mit dem geschaffenen Kapital viel mehr für den Klimaschutz zu tun als Andere und dafür zu sorgen, dass auch andere überleben bzw.in relativem Wohlstand leben können. Das kostet uns langfristig weniger als es nicht zu tun !

Solange wir massiv von importierter Energie (Öl, Gas, Kohle, Uran) abhängig sind, fließt viel Kapital in Regionen, das nur bedingt bzw. nur punktuell zu der Kreislaufwirtschaft beiträgt, die unsere Arbeitsplätze, unsere Sozialsysteme und damit unseren Wohlstand dauerhaft sichert. Die heimischen fossilen Vorkommen lösen das Problem nicht ! Die regenerativen Energien können die Versorgungsaufgabe langfristig lösen, wenn sie  wesentlich konsequenter weiter ausgebaut, zusammen mit Speichern entwickelt werden und die Möglichkeiten der Energieeinsparungen in allen Bereichen (Energiewirtschaft, Industrie, Gewerbe, Verkehr, Bauwesen) konsequenter genutzt werden. Wenn wir die  Energieeffizienzeffekte mit der regenerativen Energieerzeugung koppeln, sind die gesetzten Klimaschutzziele mit 80% reg. Anteil bis 2050, sogar 100% erreichbar. Jedoch nicht wenn es so weiter geht wie bisher !! Es gibt weltweit wenige Ausnahmen von Staaten die Klimaneutralität in absehbarer Zeit erreichen können. Für Dienstleister und Industrie/Gewerbe in der Region und darüber hinaus entstehen durch konsequenten Klimaschutz nachhaltige Arbeitsplätze und auch Exportchancen für deren Knowhow, Konzepte, Verfahren und Produkte. 

 

Bezogen auf den Gebäudebereich und das Bauwesen sind in Europa alle Möglichkeiten vorhanden, Sanierungen mit -90% zum Bestand und Neubauten mit -75% Energieeinsparung zum Mindeststandard EnEV,  wirtschaftlich auf die Nutzungszeit mit Passivhausstandards zu realisieren. Das Ganze natürlich verbunden mit dem Einsatz regenerativer Energien und lokaler Erzeugung/Speicherung, mit Autarkiegraden >75 % ! Das würde jeden einzelnen Nutzer nahezu unabhängig von fremder Energie machen, bei gesteigertem Komfort und Wert des Gebäudes, damit dauerhaft die Lebensqualität steigern und im Bereich des Wohnens maximal das Klima schützen. Es ist nur eine Frage der individuellen Zielsetzung, weil sich der „Mehr“-Aufwand für Energieeffizienz = Klimaschutz immer rechnet.

Klimaschutz geht jeden an, weil es letztlich um Lebensqualität jetzt und in Zukunft geht !



Bei Großprojekten ist noch sehr viel Luft nach oben

  • Bei Großprojekten ist noch  sehr viel Luft nach oben 1

     

Hugo Wirthensohn ist Vorsitzender des Holzforums Allgäu und Förster am Amt für ELF Kempten. Seit vielen Jahren macht er sich für den Baustoff Holz in der Region stark.

Beim Holzforum Allgäu handelt es sich um die einzige Regional-Organisation in der Holzwirtschaft, in der von Anfang an alle Mitglieder der Wertschöpfungskette vertreten sind: von der Forstverwaltung und Privatwaldbesitzer über Säger, Zimmerer, Holzbauunternehmer und Energiefachkräfte bis hin zum Architekten. Herz & Lang ist selbstverständlich dort vertreten.

Laut Hugo Wirthensohn hat der Holzbau im Allgäu an vielen Stellen Fortschritte gemacht – insbesondere im Ein- und Zwei-Familienhaus-Segment. Im Gewerbebau und bei mehrgeschossigen Gebäuden „ist dagegen noch wahnsinnig viel Luft nach oben“. Schuld daran ist seiner Ansicht nach auch die Holzbaubranche selbst. „Es gilt, die Strukturen stärker an Großprojekten auszurichten.“ Ab einer bestimmten Auftragsgröße müssen die allermeisten Holzbaufirmen passen. „Wir brauchen hier Kooperationen, funktionierende Bauteams“, fordert Wirthensohn. In manchen Unternehmen habe bereits ein Umdenkprozess eingesetzt.

Herz & Lang ist in seinen Augen das beste Beispiel dafür, wie viel Holzbau-Knowhow das Allgäu zu bieten hat. „Im In- und Ausland ist Herz & Lang an Vorzeigeprojekten beteiligt.“ Hugo Wirthensohn würde sich wünschen, dass das Weitnauer Planungsbüro noch öfter in der Region die Chance bekäme, sein Können unter Beweis zu stellen. 



Energieeffizienz bis ins hohe Alter

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    Foto: eli/zweiraum.eu

Dr. Klaus Lugger, ehemaliger GF der Neuen Heimat Tirol: „Als langjährig Verantwortlicher im Berufsleben und heute als Großvater sehe ich es als unser aller Pflicht, Nachhaltigkeit zu leben wo auch immer es geht. Wir haben diesbezüglich in Tirol eine wunderbare Wohnbauförderung - es wäre also verantwortungslos, diese Chancen nicht auszuschöpfen. Für das Umsetzen des technischen Knowhows braucht es eine gute Truppe und die hatten wir beim Heim am Inn definitiv an Bord.“

Das bisher größte in zertifizierter Passivhausbauweise errichtete Wohn- und Pflegeheim Österreichs steht in der Landeshauptstadt Innsbruck/Tirol
 

Die Innsbrucker StadtBAU GmbH hat im Auftrag der Innsbrucker Sozialen Dienste das Wohn- und Pflegeheim „ Unser Heim am Inn“ errichtet. Ein spannendes Projekt für alle Beteiligten das heute, zwei Jahre nach seiner Eröffnung, seine Bewährungsprobe perfekt bestanden hat.
 

Für 118 Menschen steht hier in herrlicher Lage am Inn ein, nach modernsten Erkenntnissen gestalteter, Wohn- und Pflegeplatz zur Verfügung.
Der Naturraum rund um das Wohnheim soll zur Kommunikation unter den unterschiedlichen Altersgruppen des Stadtteils beitragen. Neben einer Sport- und Parkanlage sowie einem zugänglichen Sandstrand wurden auch seniorengerechte Aufenthalts- und Mobilitätsbereiche geschaffen.
Das Besondere an diesem Projekt ist neben seiner Architektursprache sein energieeffizienter Gebäudestandard. Das
neue Wohn- und Pflegeheim ist ein Vorzeigebeispiel dafür, dass auch unkonventionelle architektonische Lösungen in Passivhaus-Bauweise umgesetzt werden können. Extravagante Architektur und Energieeffizienz sind heute eben kein Widerspruch mehr.

Beim Bau handelte es sich um eine Mischbauweise mit ökologischer Dämmung, die Haustechnik funktioniert über eine Biomasseanlage, eine Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Nahwärme.
Die Leistungen vom Team Herz & Lang umfassten die Bauphysik, das Passivhaus-Consulting und die Qualitätssicherung mit den Baumessungen (Luftdichtheit & Thermorgafie)

Der mit Jänner dieses Jahres wohlverdient in den Ruhestand getretene, ehemalige Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, Dr. Klaus Lugger wird gerne als „Vater des Passivhauses“ bezeichnet und meint zu dem Projekt: „Als langjährig Verantwortlicher im Berufsleben und heute als Großvater sehe ich es als unser aller Pflicht, Nachhaltigkeit zu leben wo auch immer es geht. Wir haben diesbezüglich in Tirol eine wunderbare Wohnbauförderung - es wäre also verantwortungslos, diese Chancen nicht auszuschöpfen. Für das Umsetzen des technischen Knowhows braucht es eine gute Truppe und die hatten wir beim Heim am Inn definitiv an Bord.“

Dr. Klaus Lugger: „Das Team ist stets der Schlüssel zum Schloß. Herz & Lang ist ein wichtiger Bestandteil davon.“

 



Gastkommentar Dr.-Ing. Michael Merk

  • Gastkommentar Dr.-Ing. Michael Merk 1

     

Dr.-Ing. Merk ist Leiter der Prüfstelle Holzbau sowie der Überwachungsstelle für hochfeuerhemmende Bauteile am MPA BAU und dem Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der TU München. 2015 promovierte er zum Thema Brandschutz mehrgeschossiger Gebäude in Holzbauweise. Seit 2009 betreibt er in Nebentätigkeit ein eigenes Ingenieurbüro für Brandschutz.

Das Thema des mehrgeschossigen Bauens mit Holz erfährt sowohl im Bereich des Neubaus als auch beim Bauen im Bestand rasant an Bedeutung. Dies gründet auf den heutigen Bestrebungen des nachhaltigen Bauens mit der Nachfrage nach Konstruktionen aus biogenen Baustoffen im Wohnungsbau, aber auch in repräsentativen Veranstaltungs-, Zweck- und Industriebauten, wo gestalterische und bauphysikalische Aspekte zunehmend Einzug erhalten. Doch das deutsche Baurecht mit seinen Regelungen zum vorbeugenden Brandschutz stellt für einfach aufgebaute und wirtschaftliche Konstruktionsweisen ein großes Hemmnis dar. Sichtbare Holzoberflächen müssen brandschutztechnisch wirksam bekleidet werden und der Einsatz brennbarer Dämmstoffe ist sowieso ein Tabuthema. Die Planung und Ausführung solcher Gebäude setzt deshalb erhebliches Fachwissen aller Beteiligten voraus. Auch die Anordnung brandsicherer Installationen hat seine eigenen Regeln.
Im März 2015 wurden in Baden-Württemberg die baurechtlichen Grenzen für den Holzbau erheblich gelockert. Hier dürfen Holz und Holzwerkstoffe bis zur Hochhausgrenze eingesetzt werden, solange durch die eingesetzten Konstruktionen sichergestellt wird, dass eine Brandausbreitung über die Grenzen von Nutzungseinheiten hinweg ausreichend lange behindert werden kann. Technisch und wirtschaftlich ausgereifte Lösungsmöglichkeiten aus der Wissenschaft und Praxis sind für die gestellten Anforderungen vorhanden, jetzt geht es darum, das Knowhow richtig anzuwenden. Konstruktionskataloge für das mehrgeschossige Bauen mit Holz existieren bereits, ein speziell auf die LBO BW abgestimmter Katalog wird dieses Jahr erarbeitet und soll Anfang 2018 veröffentlicht werden. Weitere bzw. ausführlichere Informationen hierzu gebe ich Ihnen gerne.

Kontakt: Technische Universität
München, Materialprüfungsamt für
das Bauwesen  MPA BAU: m.merk@tum.de

Ingenieurbüro FIRE&TIMBER .ing, München: info@ft-ing.de



Interview mit Michael Flach

  • Interview mit  Michael Flach 1

     

DDI Michael Flach, Universitätsprofessor am Lehrstuhl für Holzbau an der Universität Innsbruck, leitet ein Forschungsteam mit dem Schwerpunkt der Entwicklung von neuen Holz- und Holzverbundprodukten, innovativen Gebäudehüllen sowie der Qualitätssicherung im Holzbau. Dabei wird besonderer Wert auf praxisorientierte Forschung, sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauingenieuren gelegt.

Die Entwicklungen im modernen Holzbau sind bemerkenswert. Es braucht Visionäre mit Erfahrung und Leidenschaft, um innovativen Ideen Leben einzuhauchen.
 

Wo liegen für Sie als Universitätsprofessor die größten Herausforderungen und Aufgaben in der Weiterentwicklung des sowohl traditionellen, als auch hochmodernen Baustoffes Holz?
Der Baum und seine Strukturen sind für mich die Vorbilder für moderne Holztragwerke. Der Baum als Architekt der Natur optimiert im Wachstum seine Struktur nach dem Grundsatz der Energieeinsparung und der Ressourcenschonung. Diese Erkenntnisse nützen dem Bauingenieur, um intelligente Tragsysteme mit möglichst geringem Materialeinsatz bei hoher Belastbarkeit zu entwickeln. Deshalb liegt ein Schwerpunkt des Lehrstuhles in der Erforschung einer sinnvollen Nutzung der örtlichen Holzreserven und der ökologischen Aspekte von Gesamtkonzepten.
 

Ein aktuelles, bereits in der Praxis umgesetztes Projekt zum Thema Holz-Fassade ist momentan besonders im Gespräch – worum handelt es sich hierbei?
Wir haben uns vor einiger Zeit das Forschungsziel gesetzt, neue Technologien und Systeme zu entwickeln, um die ökologische und thermische Sanierung mittels integrierter und vorgefertigter Fassadensysteme in Holzbauweise für die Praxis noch interessanter zu gestalten. Die Fassadenelemente mit integrierter Dämmung, Fenstern, Haustechnik, solaren Modulen u.v.m. werden im Werk vorgefertigt und innerhalb von nur wenigen Tagen ohne Gerüst mit einem speziell dafür entwickelten Verbindungssystem an das Bestandsgebäude montiert.
 

Ein neues Fortbildungsprogramm soll das Wissen um die Möglichkeiten des Holzbaues vertiefen – was sind die Grundlagen und Ziele dieses neuen Weiterbildungs-Angebotes?
Das Projekt ComSysBau, gefördert von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft, zielt auf die computergestützte Planung und Fertigung mit systematisierten Bauweisen aus Holz ab.
31 Firmen und Partner sind Teil des Projekts. Mit neuem Wissen und einer digitalen Vernetzung im Bauen sollen die Unternehmen auf den Holzbau der Zukunft in Bezug insbesondere auf mehrgeschossige, systematisierte Bauweisen vorbereitet werden, um in Zukunft Bauwerke zu erstellen, die zunehmend interdisziplinär geplant und mit höchster Präzision gefertigt werden. Der Start des Programms erfolgt im März 2017.



Wenn es ein Passivhaus werden soll!

  • Wenn es ein Passivhaus werden soll! 1

     

Elmar Draxl, Projektleiter der Neue Heimat Tirol (NHT) im Gespräch: "Mit dem Planungsbüro Herz & Lang hat die Neue Heimat Tirol (NHT) einen kompetenten Partner beim Thema energeffizientes Bauen gefunden."

Die Neue Heimat Tirol (NHT) setzt seit vielen Jahren auf enge Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Herz & Lang aus dem Allgäu.

NHT-Projektleiter Ing. Bmstr. Elmar Draxl erklärt, warum sich die Zusammenarbeit der beiden Mitglieder der IG Passivhaus Tirol derart konstruktiv gestaltet: „Mit dem Lodenareal wurden die Passivhausprojektierungen begonnen, zu diesem Zeitpunkt hat sich die Neue Heimat Tirol Partner gesucht, die in Summe alle Bereiche des Passivhauses abdecken – das Büro Herz & Lang haben wir im Jahr 2006 kennen gelernt. Unser Projektziel ‚Gute Hülle, wenig Technik und diese einfach zu bedienen’, wird seitens Herz & Lang perfekt umgesetzt, wir beschäftigen uns gemeinsam laufend mit Optimierungen der Hülle sowie der Haustechnik.“
 
Die Neue Heimat Tirol hat einen sehr guten Partner mit Herz & Lang gefunden. Die langjährige Zusammenarbeit in vielen Projekten wie dem Lodenareal (354 Wohnungen), dem Olympischen Dorf O3 (444 Wohnungen), das Projekt Linz Textil in Telfs, ein Passivhaus mit gesamt 120 Wohnungen, das Wohn- und Pflegeheim S13 im Olympischen Dorf (118 Einzelzimmer) stehen dafür, so Elmar Draxl. Bei all diesen Projekten zeichnet das Büro Herz & Lang neben langjährigen Erfahrungen im Bereich Passivhausplanung (PHPP; Wärmebrückenberechnungen, Blower-Door Tests) vor allem ein hoher Grad an Flexibilität aus. „Laufend werden gemeinsam aktuelle Situationen besprochen und verbessert. Pünktlichkeit in allen Bereichen und auch der professionelle Umgang mit Partnern runden die Zusammenarbeit ab“, sagt der NHT-Experte.



Zertifizierung war selbstverständlich

  • Zertifizierung war selbstverständlich 1

    Foto: Gerhard Berger

Dr. Hubert Innerebner, GF der Innsbrucker Sozialen Dienste im Gespräch. Die Innsbrucker StadtBAU GmbH – eine Tochter der Neuen Heimat Tirol (NHT) sowie der Stadtgemeinde – hat im Auftrag der Stadtgemeinde Innsbruck bzw. den Innsbrucker Sozialen Diensten (ISD ) ein Wohn- und Pflegeheim in Innsbruck errichtet. Das „S13“ stellt Österreichs größtes Wohn- und Pflegeheim als zertifiziertes Passivhaus dar.

ISD-Geschäftsführer Dr. Hubert Innerebner berichtet: „Die Innsbrucker Sozialen Dienste sind als der soziale Dienstleister den Menschen der Stadt Innsbruck in vielerlei Hinsicht verpflichtet. Das beschränkt sich nicht nur auf eine sehr gute Betreuung und Begleitung betagter Menschen oder Kinder, sondern umfasst auch das zur Verfügung stellen von behaglichen und schönen Lebensräumen, die so wenig ökologische Ressourcen wie möglich verbrauchen. Somit war ich sehr erfreut, dass der Bauherr von Beginn an zukunftsweisend nur eine Ausführung in Passivhausqualität angestrebt hat. Das mit dieser Entscheidung auch eine Zertifizierung angestrebt wurde, war eine Selbstverständlichkeit.
Wir erhalten durchgängig ein sehr positives Feedback von unseren Seniorinnen und Senioren, die im Wohnheim Olympisches Dorf ihren Lebensabend verbringen. Auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird die gute Lebens- und Arbeitsplatzqualität immer wieder angemerkt.

Wir sind durch die erfreulichen Erfahrungen darin bestärkt, mit der Ausführung im Passivhausstandard die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Auch das gerade in der Finalisierung stehende neue ISD Seniorenwohnheim in Pradl wird im Passivhausstandard errichtet. Ich denke, dass dies als Empfehlung für eine zukunftsweisende Bauweise auch im öffentlichen Bereich mehr Aussagekraft hat als alles andere!"



„Leben im Luftkurort“ – Interview mit Lüftungsspezialist Markus Meyer

  • „Leben im Luftkurort“ – Interview mit Lüftungsspezialist Markus Meyer 1

     

Markus Meyer von airoptima hat schon unzählige Lüftungsanlagen geplant – für Großobjekte, aber auch für Einfamilienhäuser, viele in Kooperation mit Herz & Lang. Hier spricht er über Vorteile von Lüftungsanlagen und Vorurteile.

„Leben in einem Haus mit einer Komfortlüftungsanlage ist leben im Luftkurort. Das höre ich von Kunden so oder ähnlich immer wieder. Dennoch gibt es Vorurteile. Was ich künftigen Bauherren immer wieder erklären muss: Mit einer Komfortlüftung darf man genauso weiterleben wie bisher, also auch die Fenster öffnen. Aber man muss es nicht. Vor allem der Einbau von billigen Lüftungssystemen in großen Wohnanlagen mit negativen Begleiterscheinungen wie Zug und Geräuschen hat dem Thema Lüftung geschadet. Neben der Qualität der eingebauten Geräte kommt es vor allem auf eine bedarfsgerechte Planung an. Eines steht fest: angesichts der luftdichten Bauweise führt an einem nutzerunabhängigen Lüftungssystem im Neubau und bei energetischen Sanierungen kein Weg mehr vorbei.“



„Wo ein Wille, da ein Weg“

  • „Wo ein Wille,  da ein Weg“ 1

    Foto: eli/zweiraum.eu

Prof. Dr. Wolfgang Feist, seit 2008 Universitätsprofessor für Hochbau, Bauphysik und Gebäudetechnik an der Uni Innsbruck: „Weltweit gibt es mittlerweile geschätzte 60.000 Wohneinheiten in Passivhausbauweise. Ganze Regionen wie Brüssel, Dublin, Vancouver, Seattle und neuerdings auch China setzen auf den Gebäudestandard.“

Prof. Dr. Wolfgang Feist blickt auf 25 Jahre Passivhaus zurück

Warum sich Mehrkosten für ein Passivhaus lohnen, wo der Gebäudestandard in den nächsten 25 Jahren steht, warum er kein Prophet sein mag und was ein Plumpsklo mit Energieeffizienz zu tun hat, erzählt der Vater und Begründer des Passivhauses, im Interview.
 

Vor 25 Jahren haben Sie das erste Passivhaus im Darmstädter Stadtteil Kranichstein gebaut. „Bis heute funktioniert dort alles wie am ersten Tag. Passive Systeme sind eben sehr wenig störanfällig“, sagen Sie dazu im Pressetext zur 20. PH-Tagung 2016. Stimmt diese Ihre Aussage wirklich?
Prof. Wolfgang Feist: Ja. Alles, was ein Passivhaus ausmacht, funktioniert wirklich genauso wie am Anfang. Einzig die Dichtlippen der Fenster haben wir nach 25 Jahren ausgetauscht. Dabei handelt es sich jedoch um ein Verschleißteil wie in jedem anderen Gebäude auch. Wir haben sogar mit einer Rohrkamera in die Lüftungsrohre geschaut. Der Kanal ist blitzblank – diese Videos werden im Übrigen auch online veröffentlicht.


Manche Kritiker des Passivhauses argumentieren damit, dass der Gebäudestandard in der Errichtung mit Mehrkosten bis zu fünf bis zehn Prozent zu teuer sei. Ihre Antwort?
Prof. Wolfgang Feist: Fünf bis zehn Prozent kann ich locker wieder reinwirtschaften. Das Entscheidende ist, ein Gebäude in seinem gesamten Lebenszyklus zu betrachten und nicht nur die Errichtungskosten zu sehen. Das gilt auch für die Zertifizierung, die rund 1.600 Euro für ein Einfamilienhaus kosten kann: Sie sorgt dafür, dass die hohe Qualität der Ausführungen stimmt und damit die Energieersparnis, der Wohnkomfort und die Wertsicherung wirklich erfolgen. Kann es sich jemand leisten, schlechter zu bauen? Das sollte sich der Bauherr fragen. Mehrinvestitionen an dieser Stelle lohnen sich, wenn sie fair kalkuliert sind. Zudem fließt dieses Geld vor allem in die regionale Bauwirtschaft.
 

Wo sehen Sie das Passivhaus im Jahr 2041 – also in weiteren 25 Jahren?
Prof. Wolfgang Feist:  Ich bin kein Prophet und kann diese Frage so nicht beantworten. Allerdings ist eines klar: Ein Drittel des Energiebedarfes in Europa entfällt auf die Heizung und Kühlung von Gebäuden. Diesem steigenden Anspruch müssen wir mit einem nachhaltigen Lebensstil begegnen. Das Passivhaus eignet sich hierfür optimal. So manche Hürde in seiner Verbreitung liegt im preiswerten Zugang von Passivhaus-Komponenten. Komfortlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung etwa – für ihre flächendeckende Leistbarkeit am Markt müssen wir kämpfen.
 

Stichwort Know-How: Manche Planer glauben nach wie vor, dass Passivhäuser in alpinen Regionen wie Tirol nicht funktionieren. Wie bewerten Sie technisches, fachspezifisches Know-How der Ausführenden im Allgemeinen?
Prof. Wolfgang Feist: Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für jene, die solche Aussagen tätigen. Es ist alles da, um ein funktionierendes Passivhaus in unseren Breiten zu bauen. Alle Neubauten sind als solche ausführbar – und zwar in allen denkbaren Bauweisen – von Holz über Hybrid bis hin zum Massivbau. Wo ein Wille, da ein Weg. Die Anzahl der Beispiele in der Praxis steigt ständig – heuer wurde ein Passivhaus-Kindergarten in Aberdeen im hohen Norden in Schottland eröffnet. Was notwendig ist, ist fachliches Know-How im jeweiligen Gewerk. Diese elementaren Kenntnisse zur
Planung und zum Bau von Passivhäusern sind nicht so schwierig zu erlernen. Das ist so wie beim Fahrradfahren. „Wenn schon, denn schon“ – muss in Zukunft unsere Devise beim Bauen und Sanieren lauten. Wenn ich ein Bauteil anfasse, dann bitte ein qualitativ hochwertiges. Es käme heute ja auch keiner auf die Idee, ein Plumpsklo statt eines WCs einzubauen.