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„Wo ein Wille, da ein Weg“

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Prof. Dr. Wolfgang Feist, seit 2008 Universitätsprofessor für Hochbau, Bauphysik und Gebäudetechnik an der Uni Innsbruck: „Weltweit gibt es mittlerweile geschätzte 60.000 Wohneinheiten in Passivhausbauweise. Ganze Regionen wie Brüssel, Dublin, Vancouver, Seattle und neuerdings auch China setzen auf den Gebäudestandard.“

Prof. Dr. Wolfgang Feist blickt auf 25 Jahre Passivhaus zurück

Warum sich Mehrkosten für ein Passivhaus lohnen, wo der Gebäudestandard in den nächsten 25 Jahren steht, warum er kein Prophet sein mag und was ein Plumpsklo mit Energieeffizienz zu tun hat, erzählt der Vater und Begründer des Passivhauses, im Interview.
 

Vor 25 Jahren haben Sie das erste Passivhaus im Darmstädter Stadtteil Kranichstein gebaut. „Bis heute funktioniert dort alles wie am ersten Tag. Passive Systeme sind eben sehr wenig störanfällig“, sagen Sie dazu im Pressetext zur 20. PH-Tagung 2016. Stimmt diese Ihre Aussage wirklich?
Prof. Wolfgang Feist: Ja. Alles, was ein Passivhaus ausmacht, funktioniert wirklich genauso wie am Anfang. Einzig die Dichtlippen der Fenster haben wir nach 25 Jahren ausgetauscht. Dabei handelt es sich jedoch um ein Verschleißteil wie in jedem anderen Gebäude auch. Wir haben sogar mit einer Rohrkamera in die Lüftungsrohre geschaut. Der Kanal ist blitzblank – diese Videos werden im Übrigen auch online veröffentlicht.


Manche Kritiker des Passivhauses argumentieren damit, dass der Gebäudestandard in der Errichtung mit Mehrkosten bis zu fünf bis zehn Prozent zu teuer sei. Ihre Antwort?
Prof. Wolfgang Feist: Fünf bis zehn Prozent kann ich locker wieder reinwirtschaften. Das Entscheidende ist, ein Gebäude in seinem gesamten Lebenszyklus zu betrachten und nicht nur die Errichtungskosten zu sehen. Das gilt auch für die Zertifizierung, die rund 1.600 Euro für ein Einfamilienhaus kosten kann: Sie sorgt dafür, dass die hohe Qualität der Ausführungen stimmt und damit die Energieersparnis, der Wohnkomfort und die Wertsicherung wirklich erfolgen. Kann es sich jemand leisten, schlechter zu bauen? Das sollte sich der Bauherr fragen. Mehrinvestitionen an dieser Stelle lohnen sich, wenn sie fair kalkuliert sind. Zudem fließt dieses Geld vor allem in die regionale Bauwirtschaft.
 

Wo sehen Sie das Passivhaus im Jahr 2041 – also in weiteren 25 Jahren?
Prof. Wolfgang Feist:  Ich bin kein Prophet und kann diese Frage so nicht beantworten. Allerdings ist eines klar: Ein Drittel des Energiebedarfes in Europa entfällt auf die Heizung und Kühlung von Gebäuden. Diesem steigenden Anspruch müssen wir mit einem nachhaltigen Lebensstil begegnen. Das Passivhaus eignet sich hierfür optimal. So manche Hürde in seiner Verbreitung liegt im preiswerten Zugang von Passivhaus-Komponenten. Komfortlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung etwa – für ihre flächendeckende Leistbarkeit am Markt müssen wir kämpfen.
 

Stichwort Know-How: Manche Planer glauben nach wie vor, dass Passivhäuser in alpinen Regionen wie Tirol nicht funktionieren. Wie bewerten Sie technisches, fachspezifisches Know-How der Ausführenden im Allgemeinen?
Prof. Wolfgang Feist: Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für jene, die solche Aussagen tätigen. Es ist alles da, um ein funktionierendes Passivhaus in unseren Breiten zu bauen. Alle Neubauten sind als solche ausführbar – und zwar in allen denkbaren Bauweisen – von Holz über Hybrid bis hin zum Massivbau. Wo ein Wille, da ein Weg. Die Anzahl der Beispiele in der Praxis steigt ständig – heuer wurde ein Passivhaus-Kindergarten in Aberdeen im hohen Norden in Schottland eröffnet. Was notwendig ist, ist fachliches Know-How im jeweiligen Gewerk. Diese elementaren Kenntnisse zur
Planung und zum Bau von Passivhäusern sind nicht so schwierig zu erlernen. Das ist so wie beim Fahrradfahren. „Wenn schon, denn schon“ – muss in Zukunft unsere Devise beim Bauen und Sanieren lauten. Wenn ich ein Bauteil anfasse, dann bitte ein qualitativ hochwertiges. Es käme heute ja auch keiner auf die Idee, ein Plumpsklo statt eines WCs einzubauen.