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Klimawandel - Warum das jeden Einzelnen direkt und jetzt angeht!

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DI Dieter Herz ist Geschäftsführer der Herz & Lang GmbH. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit sämtlichen Themen rund um energieeffizientes Bauen und kann zurecht als echter Experte bezeichnet werden. Als zertifizierter Passivhausplaner, Energieeffizienzberater, DEN A-Experte und Obmann des Netzwerkes Passivhaus Österreich, Vorstandsmitglied des Holzforums Allgäu und des Regionalen Energieforums Isny hat er neben seiner fachlichen Kompetenz auch viel Erfahrung in der Arbeit und Effektivität von Netzwerken im Allgemeinen und rund um das Thema Nachhaltigkeit.

Es gibt momentan nur diesen Planeten den wir bewohnen können und es ist auf Generationen hinaus nicht absehbar, dass sich daran grundlegend etwas ändert. Es ist jedoch absehbar dass innerhalb dieser Generation eine grundlegende Veränderung des Klimas eintreten wird, die im Wesentlichen vom Menschen durch das massive Freisetzen fossiler Energie und den damit entstehenden Gasen verursacht wurde und wird. Die Veränderungen in den kommenden Jahrzehnten werden schneller kommen als in den „Worst Case“ Szenarien bisher angenommen wurde, weil allgemein angenommen wurde, dass der weltweite Energieverbrauch, durch die wissenschaftlich fundierten Informationen und das weltweit wachsende Bewusstsein, hinter die Bezugswerte von 1990 zurückgehen würde. Das war in der Summe weder in den alten Industrieländern, noch in den Schwellenländern und auch nicht in den Entwicklungsländern der Fall. Die Weltbevölkerung und auch der Wunsch nach höheren Lebensstandards wächst stetig. Der Energieverbrauch stieg in den letzten Jahrzehnten überproportional an und war im Wesentlichen auf Kohle, Öl und Gas aufgebaut, alles Energieträger die in Millionen Jahren aus fossiler Biomasse und Lebewesen geformt wurden und durch deren Lagerung in der Erde, maßgeblich für ein Klima gesorgt haben, das die Erde lebensfreundlich gemacht hat. Seit der Industrialisierung haben wir es innerhalb eines Jahrhunderts geschafft, den seit Jahrtausenden normalen CO2-Pegel von 230 +/- 50 ppm auf aktuell 400 ppm und weiter steigend zu bringen. Gleiches gilt für die Temperaturen, die über 10.000 Jahre um  +/- 1 Grad pendelten, um aktuell  1 Grad mit stark steigender  Tendenz anzuheben. Resultat dieser Entwicklung sind die Zunahme der Schäden durch Extremwetter (Sturm, Regen, Schnee, Muren, Seegang), aber auch durch die Veränderungen von Meeres- und Luftströmungen (Golfstrom, El Nino, Jetstream) und der Anstieg der Meeresspiegel durch das schmelzende Eis der Gletscher und Pole. Der Wasserhaushalt in den Regionen, dazu gehört auch der Alpenraum,  verändert sich und Wüstenregionen werden weltweit größer. Wenn das Grönlandeis schmilzt bedeutet das eine Hebung des Meeresspiegels um ca. 7 m, wenn das Eis der Antarktis und der Gletscher schmilzt bedeutet das ca. 70 m ! Letztlich führen die Veränderungen zu Katastrophen mit vielen Toten, massiven wirtschaftlichen Schäden und in der Konsequenz zu Völkerwanderungen in einer Größenordnung, die weitaus größer sein werden, als die aktuell diskutierten Flüchtlingsprobleme.

Was geht das Ganze uns an in Deutschland bzw. in Mitteleuropa? Antwort: Global denken, lokal handeln!

Vom Osten und Afrika aus gesehen ist Europa das Tor zu Wohlstand und Lebensqualität, weil Europa reich und relativ leicht erreichbar ist. Wenn wir das beeinflussen wollen, hilft es nicht Mauern zu bauen, sondern dafür zu sorgen, dass die Welt dort lebenswert bleibt, wo diese Menschen zuhause sind. Der Reichtum der Industrieländer baut auf fossiler Energie und der Ausbeutung der Entwicklungs- und Schwellenländer auf. Es ist daher unsere Aufgabe mit dem geschaffenen Kapital viel mehr für den Klimaschutz zu tun als Andere und dafür zu sorgen, dass auch andere überleben bzw.in relativem Wohlstand leben können. Das kostet uns langfristig weniger als es nicht zu tun !

Solange wir massiv von importierter Energie (Öl, Gas, Kohle, Uran) abhängig sind, fließt viel Kapital in Regionen, das nur bedingt bzw. nur punktuell zu der Kreislaufwirtschaft beiträgt, die unsere Arbeitsplätze, unsere Sozialsysteme und damit unseren Wohlstand dauerhaft sichert. Die heimischen fossilen Vorkommen lösen das Problem nicht ! Die regenerativen Energien können die Versorgungsaufgabe langfristig lösen, wenn sie  wesentlich konsequenter weiter ausgebaut, zusammen mit Speichern entwickelt werden und die Möglichkeiten der Energieeinsparungen in allen Bereichen (Energiewirtschaft, Industrie, Gewerbe, Verkehr, Bauwesen) konsequenter genutzt werden. Wenn wir die  Energieeffizienzeffekte mit der regenerativen Energieerzeugung koppeln, sind die gesetzten Klimaschutzziele mit 80% reg. Anteil bis 2050, sogar 100% erreichbar. Jedoch nicht wenn es so weiter geht wie bisher !! Es gibt weltweit wenige Ausnahmen von Staaten die Klimaneutralität in absehbarer Zeit erreichen können. Für Dienstleister und Industrie/Gewerbe in der Region und darüber hinaus entstehen durch konsequenten Klimaschutz nachhaltige Arbeitsplätze und auch Exportchancen für deren Knowhow, Konzepte, Verfahren und Produkte. 

 

Bezogen auf den Gebäudebereich und das Bauwesen sind in Europa alle Möglichkeiten vorhanden, Sanierungen mit -90% zum Bestand und Neubauten mit -75% Energieeinsparung zum Mindeststandard EnEV,  wirtschaftlich auf die Nutzungszeit mit Passivhausstandards zu realisieren. Das Ganze natürlich verbunden mit dem Einsatz regenerativer Energien und lokaler Erzeugung/Speicherung, mit Autarkiegraden >75 % ! Das würde jeden einzelnen Nutzer nahezu unabhängig von fremder Energie machen, bei gesteigertem Komfort und Wert des Gebäudes, damit dauerhaft die Lebensqualität steigern und im Bereich des Wohnens maximal das Klima schützen. Es ist nur eine Frage der individuellen Zielsetzung, weil sich der „Mehr“-Aufwand für Energieeffizienz = Klimaschutz immer rechnet.

Klimaschutz geht jeden an, weil es letztlich um Lebensqualität jetzt und in Zukunft geht !