Passivhaus Durach bei Kempten im Allgäu

Bauweise: Mauerwerk, Außendämmung mit Holzbausystem
Planer/Architekt: Herz & Lang GmbH

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''Es braucht ein schlüssiges Gesamtkonzept'' Schöne helle Räume, dazu die alte Treppe im Flur. Die Sonne scheint durch die drei großen Fenster des Wohn- und Esszimmers. Der Blick geht in den eingewachsenen, knapp 900 Quadratmeter großen Garten mit dem alten Apfelbaum in der Mitte. Das Warten und Suchen hat sich für Dagmar und Florian Kaiser gelohnt. Mehrere Jahre lang hatten die beiden Bankangestellten nach dem richtigen Grundstück Ausschau gehalten und nichts Passendes gefunden. Dabei lag der Plan für ein neues Passivhaus schon fertig in der Schublade. Und als Dagmar und Florian Kaiser in Durach bei Kempten endlich den richtigen Platz für die Umsetzung ihrer Wohnträume entdeckt hatten, waren sie zuerst wild entschlossen, das bestehende Gebäude Baujahr 1937 zugunsten eines Neubaus abzureißen. Aber dann kam doch alles ganz anders…

Sie wohnen seit zweieinhalb Jahren in Ihrem neuen, alten Haus. Haben Sie es schon mal bereut, dass Sie den Abrissbagger nicht haben kommen lassen?

Florian Kaiser: Nein, keine Minute. Es ist ein richtiges Schmuckstück geworden. Im Grunde wohnen wir ja in einem neuen Haus. Die Fenster sind neu, das Dach ist neu, die Hülle und die Lüftungsanlage sind auch neu.

Dagmar Kaiser: Und doch gibt es ein paar Details, an denen man erkennen kann, dass es kein Neubau ist, zum Beispiel die alte Treppe. Wir haben zudem an ein paar Stellen die Vollziegel des alten Mauerwerks freigelegt. Irgendwie hat es schon was, in einem „Altbau“ zu wohnen. Das sagen auch immer wieder Leute, die uns besuchen und selbst in einem Neubau leben.

Warum fiel am Ende die Entscheidung für eine Sanierung und gegen einen Abriss?

Florian Kaiser: Die stand fest, nachdem wir zusammen mit Dieter Herz durch das alte Haus gegangen waren. Als Fachmann hat er schnell festgestellt, dass die Bausubstanz sehr gut war. ‚Das könnt Ihr nicht abreißen’, hat er zu uns gesagt. Er meinte, wir sollten das Haus einfach als Rohbau ansehen, der schon dasteht und nichts kostet. Wir haben diesen Rohbau unseren Vorstellungen angepasst und zum Beispiel große Fenster eingebaut.

Dagmar Kaiser: Ein neues Passivhaus hätte deutlich mehr gekostet und der Energiestandard wäre nur geringfügig höher gewesen. Und wir hätten sicher kleiner gebaut und müssten jetzt mit weniger Wohnfläche klarkommen.

Also ran an die Altbauten…?

Dagmar Kaiser: Nicht immer ist die Bausubstanz so gut wie bei unserem Objekt. Man muss aufpassen.

Florian Kaiser: Ohne einen absoluten Fachmann an der Seite, der einen berät, ist das wie Roulett spielen. Da können böse Überraschungen herauskommen. Dieter Herz und sein Team haben die nötige Erfahrung. Die wissen, worauf man achten muss.

Gab es bei Ihnen denn gar keine „Leichen“ im Keller?

Florian Kaiser: Nein, Gott sei Dank nicht. Die Umbauphase war anstrengend, weil wir sehr viel selbst gemacht haben. Doch es gab keine größeren Probleme.

Dagmar Kaiser: Die Planung von Herz & Lang war perfekt, die Handwerker, die uns empfohlen worden sind, haben ihre Arbeiten sehr gut gemacht und die Absprache untereinander hat auch prima funktioniert.

Derzeit wird an vielen Bestandsgebäuden „herumgedoktert“. Hier ein paar neue Fenster, dort ein bisschen Dämmung an die Fassade angebracht und das war es dann schon.

Dagmar Kaiser: Ich habe den Eindruck, dass viele Leute wenig Ahnung davon haben, auf was es ankommt.

Florian Kaiser: Es braucht vor allem ein schlüssiges Gesamtkonzept, das auf das jeweilige Gebäude abgestimmt ist. Setze ich nur neue Fenster ein und mache die Hülle dicht, ohne eine Lüftungsanlage einzubauen, ist die Schimmelbildung vorprogrammiert. Nein, ein Umbau macht in meinen Augen nur Sinn, wenn er aus einer Hand geplant wird.

Sie haben sich für eine sehr hochwertige Lösung entschieden und 150.000 Euro in die energetische Sanierung investiert. Rechnet sich das überhaupt?

Dagmar Kaiser: Langfristig auf jeden Fall. Und wir wollen ja ein Weilchen hier wohnen.

Florian Kaiser: Keiner kann sagen, wann genau sich die Mehrkosten amortisiert haben, weil die Entwicklung der Energiekosten nicht vorhersehbar ist. Aber es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, wenn man von der Öl- und Gaspreisentwicklung unabhängig ist.

Dagmar Kaiser: Man darf auch nicht vergessen, dass wir zinsgünstige Darlehen bekommen haben und uns aufgrund der hochwertigen Sanierung ein Tilgungszuschuss gewährt wurde.